THEMENWOCHE: Selbstvertrauen vs. Selbstbeherrschung

THEMENWOCHE: Selbstvertrauen vs. Selbstbeherrschung

bke-Stephan-Bäcker 22.05.2024 11:52
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28.12.2022, 10:44 Uhr | bke-Andrej


Als Berater und Psychologe werde ich häufig mit den Begriffen Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein konfrontiert. Beispielsweise beklagen Eltern, dem Sohn oder der Tochter fehle es an beidem. Eine feststehende Definition dieser Begriffe gibt es nicht, darum sage ich kurz, was hier gemeint ist: Ich sehe Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein relativ gleichbedeutend im Sinne von: sich selbst positiv bewerten, sowohl in Bezug auf sein psychologisches Innenleben (Einstellungen, Urteilsvermögen, Überzeugungen, Wissensschatz, kognitive Fähigkeiten etc.) als auch das was man tut, im Sinne von: ich erwarte, dass meine Handlungen gerechtfertigt sind und für mich positives bewirken.


Im Psychotherapie und Beratung gilt hohes Selbstbewusstsein als ein sehr

erstrebenswerter Zustand. Eltern wünschen sich häufig (aber durchaus

nicht immer) selbstbewusste Kinder und Jugendliche. Das sollte helfen,

um mit Schwierigkeiten im Leben fertig zu werden, sich nicht

unterbuttern zu lassen, ein Ziel erreichen. Die Psychologie hat sich

reichlich damit beschäftigt, etabliert hat sich z.B. der Begriff

„Selbstwirksamkeit“, das Vertrauen darauf, dass die eigenen Handlungen

wirksam sind. Was fördert Selbstwirksamkeit? Vor allem Erfolgserlebnisse

– wobei es dadurch natürlich sehr zirkulär wird: hohe

Selbstwirksamkeit, hohes Selbstvertrauen macht Erfolg wahrscheinlicher,

Erfolg wiederum ist gut für das Selbstvertrauen.

Auf der negativen Seite kann dies allerdings in einen Teufelskreis führen: Frustration und Misserfolg führt zu weniger Selbstvertrauen, weniger Selbstvertrauen macht Misserfolg wahrscheinlicher und hemmt die Motivation: Man versucht es nicht einmal mehr. Der Psychologe Seligman hat darauf das Konzept der „erlernten Hilflosigkeit“ aufgebaut, ein Erklärungsansatz für das Entstehen von Depressionen.

Therapie und Beratung versuchen häufig, Selbstvertrauen aufzubauen, kein leichtes Unterfangen in Anbetracht dessen, dass viele Klienten in den oben beschriebenen Teufelskreis geraten sind – und genau deshalb Hilfe aufsuchen. Die verwendeten Methoden reichen von Medikamenten über Aufarbeitung von Vergangenheit (Psychoanalyse) bis zum Zerlegen und Neustrukturieren eingefahrener Denk- und Verhaltensmuster (Verhaltenstherapie, kognitive Verhaltenstherapie).

Per se ist Selbstbewusstsein keine ausschließlich unproblematische Eigenschaft, sie kann einhergehen mit wenig Respekt vor anderen, mit einer Tendenz zur Aggression und der Einstellung, dass Aggression auch ein legitimes Mittel zu Zielerreichung darstellt. Zuhälter, Dealer, Bandenchefs etc. leiden eher selten an mangelndem Selbstbewusstsein. Die Grenze zwischen hohem Selbstbewusstsein und Narzissmus ist fließend.

Was hat nun Selbstvertrauen mit Selbstbeherrschung zu tun? Einfache Antwort: Grundsätzlich wird sich ohne Selbstbeherrschung kein Selbstvertrauen entwickeln können. Um Erfolge zu erzielen, um überhaupt Selbstwirksamkeit zu erleben, ist ein Ziel nötig. Um ein Ziel überhaupt erst zu kennen (Was will ich eigentlich?) und auf dieses Ziel dann zuzugehen, braucht es Vorstellungskraft, Fokussierung auf dieses Ziel, Widerstand gegen Ablenkung, Verzicht auf unmittelbar Befriedigendes und Durchhaltevermögen. Ziele können Jahre in der Zukunft liegen, daher ist zu fragen: Wo sehe ich mich in 3,4,5 Jahren?

Aktualität hat das Thema, durch die rasante Zunahme an Angeboten zur schnellen Ablenkung, zur schnellen (Selbst)Befriedigung von Bedürfnissen. Sex, Drugs and Rock’n’roll war früher, heute ist es ergänzt, teilweise - meine ich - sogar ersetzt durch: virtuelle Realität 24/7, von sozialen Medien über Gaming, über TicToc etc. bis hin zur freien Verfügbarkeit von Pornographie im Internet.

Langeweile ist kein unvermeidlicher Teil des Lebenslaufes mehr – und daher kaum mehr auszuhalten, da es oft nicht mehr gelernt wurde.

Nun denn, was sind eure Erfahrungen dazu, welche Haltung, Meinung habe ihr zu dem Thema?

Ein paar Denkanstöße:

Bist Du eine selbstbewusste Person? Warum bzw. warum nicht? Wer oder was könnte die Ursache sein – andere, du selbst?

Was hilft Dir, um mehr Selbstbewusstsein zu erlangen?

Hast Du eine gute Selbstbeherrschung? Welche Macht haben volle Plätzchenteller, das neue Smartphone und das neue Nintendo Game unterm Weihnachtsbaum über Dich?

Was findest Du wichtiger: Selbstbewusstsein oder Selbstbeherrschung?

In welchen Situationen und mit welchen Personen um Dich herum wird’s schwierig mit der Selbstbeherrschung?

Wo bzw. mit wem ist es leichter, sich zu beherrschen?

Kannst Du Langeweile aushalten?

Wir freuen uns auf Eure Beiträge.

bke-Andrej


21.01.2023, 21:59 Uhr | bke-Lorenz


Hallo Silbermond,

schön dass du dich doch noch aufgerafft hast, deine Gedanken und zum Thema hier so ausführlich und anschaulich zu posten! Vielen Dank *smiling*!

Viele Grüße und euch allen eine gute Nacht sowie einen angenehmen Sonntag morgen,

*bye* bke-Lorenz


21.01.2023, 19:35 Uhr | -Silbermond-


Ich habe den Beitrag jetzt wirklich lange vor mir hergeschoben. Ich finde das Thema immer noch sehr komplex und das macht es für mich echt schwierig.

Danke für deine Antwort auf meine Fragen, bke-Hana. Damit gehe ich konform. Daumen hoch

Ich hab’s nochmal versucht mit dem Beantworten deiner Fragen, @bke-Andrej. *props* Zufrieden bin ich nicht, aber ich lasse es jetzt einfach mal so.

Bist Du eine selbstbewusste Person? Warum bzw. warum nicht? Wer oder was könnte die Ursache sein – andere, du selbst?

Ich bin eine Person, die eher wenig Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Selbstwert, … hat, aber ich würde sagen, ich bin dabei daran zu arbeiten.

Das liegt unter anderem daran, dass ich schon immer ein sehr ängstlicher Mensch bin und ich dadurch in meinem bisherigen Leben oft „schwächer“ war als andere.

In der Schule hatte ich durch meine Angststörung (die uns da noch nicht bekannt war) große Schwierigkeiten mit der Beteiligung im Unterricht.

Ständiges Scheitern und Misserfolge waren vorprogrammiert, egal wie sehr ich mich bemühte. Im Zeugnis konnte ich (bis zur 10.) nur mittelmäßige bis schlechte Noten erzielen, weil die mündlichen Leistungen immer stärker gewichtet wurden als die schriftlichen Leistungen. Die Anforderungen waren vielleicht okay für normal funktionierende Menschen, aber viel zu hoch für mich. Und so bekam ich immer wieder vor Augen geführt, wie schlecht ich im Vergleich zu Mitschüler*innen bin und das hat viel mit meinem Selbstwertgefühl gemacht. Die gesamte Schulzeit über standen oft nur meine Schwächen und Defizite im Fokus, ständig kam Kritik von allen Seiten, ich müsse mich mehr bemühen, die anderen schaffen es doch auch. Dieses ständige Vergleichen bzw. meine Leistungen an anderen Leistungen messen, war Gift für mein Selbstbewusstsein und meinen Selbstwert. Ich war nie genug – ich konnte gar nicht genug sein. Ich hatte ab und an auch mal Erfolge, aber oft wurden die gar nicht wahrgenommen und weiterhin an den anderen gemessen und so wurden mir meine Erfolge kleingeredet. Das hat dazu geführt, dass ich mir immer weniger zugetraut hab.

Dadurch, dass ich so still und "uncool" war, wurde ich viel ausgegrenzt und teilweise auch gemobbt. Das hat sich auch negativ ausgewirkt auf mein Selbstbewusstsein.

Ich würde sagen, sowohl andere Menschen und Systeme als auch ich selbst sind die Ursache für mein geringes Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl,...

Aber ändern kann ich nur mich selbst und meinen Umgang damit. Ich versuche an mir zu arbeiten, indem ich mich reflektiere und schaue, dass zumindest ich selbst kein „Subtrahend“ meines Selbstbewusstseins, Selbstwertes, … bin. Ich stehe da allerdings noch am Anfang und brauche dabei auch noch Anstöße von außen.


Was mir z.B. an meinem Denken aufgefallen ist, dass ich negative

Rückmeldungen meist sofort für mich annehme und mich in meinem negativen

Selbstbild bestätigt sehe. Bei positiven Rückmeldungen dagegen kommt es

häufiger vor, dass ich Gründe suche, wieso genau die jetzt nicht gelten

und mein innerer Kritiker sehr dagegen redet und das klein macht.

Ein Beispiel: Ich habe von den Erzieherinnen der Kita vor ein paar Wochen die Rückmeldung bekommen, dass sie mich zu still finden und dass ich deshalb wohl eher nicht für den Beruf geeignet bin. Und was ich aus dieser Rückmeldung sofort gemacht habe, war: „Nie bin ich gut genug. Was habe ich für eine krasse Selbstüberschätzung und verzerrte Selbstwahrnehmung, dass ich glauben konnte, ich würde das gut machen und würde gut aus mir rauskommen.“ -> Erfolg Misserfolg

Aus einer Silbermond, die auf sich stolz war, wurde nach der Rückmeldung eine total geknickte, frustrierte Silbermond, die sich selbst wieder winzig gemacht hat.

Wie mein Erziehungsbeistand darauf reagiert hat, als ich meine Gedanken über mich ausgesprochen hab? Sie hat gelacht und mich mit einem Blick angeguckt, der sagte „Das meinst du jetzt doch nicht ernst?“. „Ich stimme dir zu, du hast eine stark verzerrte Selbstwahrnehmung…….. - aber in die andere Richtung. Du siehst dich viel schlechter als du bist.“. Und dann meinte sie, dass sie mich toll und mutig findet und dass ich eine coole Socke bin und richtig stolz auf mich sein kann. Das konnte ich nicht annehmen – wie so oft. „Aber es ist doch dein Job mich aufzubauen und zu mir zu halten. Was bringt es mir, wenn die Welt da draußen das ganz anders sieht?“ Und dann hat sie erwidert „Hey, ich hab doch sogar meine Kolleg*innen gefragt, damit du mir glaubst und die haben alle gesagt, dass sie dich sympathisch finden. Ich kann dir noch tausend Mal sagen, dass du toll bist, du wirst es mir nicht glauben. Und die Welt da draußen kennt dich nicht. Ihnen fehlt dein Hintergrund, um über dich urteilen zu können.“

Wir haben dann noch eine ganze Weile über das Kita-Praktikum geredet und das hat mir den nötigen Antrieb gegeben, meinen Umgang mit dieser negativen Rückmeldung nochmal zu überdenken – das ging nicht in dem Moment, aber ein paar Tage später, nachdem unser Gespräch „nachgewirkt“ hat.

Anstatt Gründe zu suchen, wieso die positiven Rückmeldungen nichts wert sind oder nicht stimmen, habe ich nun Gründe gesucht, wieso ich die negative Rückmeldung nicht annehmen muss.

Sie finden mich zu still und deshalb eher ungeeignet, okay. Aber sie kennen meinen Hintergrund auch nicht, wissen nichts von meinen Ängsten und auch allgemein nichts von meiner Persönlichkeit. Sie wissen nichts davon, dass es ein extrem großer Schritt für mich war in eine Kita zu gehen. Und sie haben den Vergleich mit vorherigen Praktikant*innen, die bestimmt extrovertierter waren.

Zudem merke ich, dass die Kinder mich mögen und ruhig sein nicht schlimm ist. Ich darf ein Ruhepol sein. Ich darf auch mal einfach nur sitzen und beobachten und die Kinder auf mich zukommen lassen - sie kennen mich ja inzwischen, haben Vertrauen gefasst und kommen von ganz alleine, auch so habe ich kaum eine "freie" Minute. Ich hatte hier ja letztens von einem Jungen geschrieben, der eigentlich sonst etwas wilder ist, der gefragt hat, ob er auf meinen Schoß darf und dann haben wir gekuschelt, uns ganz toll unterhalten und rumgewitzelt. Das kommt häufiger vor und sowas sind einfach schöne Momente, weil das ja auch zeigt, dass sie mir vertrauen und sich sicher bei mir fühlen.

Außerdem kann mir die Rückmeldung sowieso schnuppe sein, weil mein Ziel ein anderes ist als Erzieherin zu werden.

Es ist eine Erfahrung und nur weil andere mich für zu still halten, muss ich das ganze Praktikum nicht als Misserfolg sehen. Andere werden mich immer still und zurückhaltend finden. Egal wie sehr ich mich bemühe anders anzukommen, ich bin halt so. Und ich kann nichts dafür, dass die meisten Menschen das als Schwäche sehen.

-> Misserfolg

„Was hilft Dir, um mehr Selbstbewusstsein zu erlangen?“

Auf jeden Fall Erfolgserlebnisse und positives Feedback.

„Hast Du eine gute Selbstbeherrschung? Welche Macht haben volle Plätzchenteller, das neue Smartphone und das neue Nintendo Game unterm Weihnachtsbaum über Dich?“

Deine Erklärungen zur Selbstbeherrschung gehen ja eher in Richtung: Wie viel Selbstdisziplin habe ich, um meine Ziele zu erreichen und lasse ich mich leicht davon ablenken? Ich möchte gerne auf einen anderen Aspekt, nämlich Gefühle, eingehen, weil das meine allererste Assoziation mit dem Wort „Selbstbeherrschung“ war.

Gefühle haben oft eine große Macht über mich und da verliere ich auch ab und an mal die Kontrolle. Wenn es stürmt und tobt in mir, dann passiert es schnell mal, dass ein verzweifelter und verletzter Anteil, in der Heftigkeit der Emotionen, das Steuer übernimmt und letztendlich Scherben hinterlässt, die ich am Ende - oft beschämt - wegmachen darf. Das kennen sicher viele von euch, besonders mit dem Gefühl Wut.


Ich übe mich aber sehr darin, dass es eben nicht zu Kontrollverlusten

kommt und es klappt schon immer besser, mich vorher zu stoppen. Es gibt

aber auch Situationen, wo ich das noch nicht schaffe, weil die Gefühle

in dem Moment so extrem bedrohlich sind, dass ich da einfach nicht

durchkomme (kommt z.B. häufiger bei Panik vor).

„Was findest Du wichtiger: Selbstbewusstsein oder Selbstbeherrschung?“

Puuh, schwierige Frage, kann ich nicht beantworten. Ich glaube, man braucht von beidem etwas, um vor allem gut mit sich - aber auch mit anderen - leben zu können.

~ Silbermond


Zuletzt editiert am: 21.01.2023, 19:36 Uhr, von: -Silbermond-

.・✫・゜・。Ich schicke dir einen Engel, und sei er noch so klein, er möge immer bei dir sein.・。.・゜✭・


21.01.2023, 16:20 Uhr | bke-Lorenz


Hallo zusammen,

nun möchte ich auch noch einen kleinen Gedanken zum Thema loswerden. Zum Selbstbewusstsein bzw. Selbstvertrauen genau genommen. Ich frage mich -mehr als Mensch und weniger als Fachperson- ob die beiden, Selbstbewusstsein bzw. Selbstvertrauen, etwas sind, was man hat oder eben nicht hat. Oder etwas, was man auf die Spanne des gesamten Lebens gesehen mal mehr und auch mal weniger haben könnte?

Aus meiner Sicht sind diese (temporären) "Eigenschaften" oder vielleicht auch "Befindlichkeiten" von vielen Faktoren abhängig, auf die wir nur bedingt Einfluss haben. Was aus meiner Sicht eine Rolle spielt -bke-Claudia hat ja schon die Autonomiephase in diesem Thread angesprochen- ist die Lebensphase, in der wir uns befinden. Besonders habe ich hier Übergänge im Lebenim Kopf. Das kann der Übergang von der Kindertagesstätte in die Schule sein oder auch vom Schulabschluss in die Ausbildung, der Auszug von zuhause, der Einstieg in den Beruf, der Beginn einer ersten festen Beziehung und, und, und *hypocritically* .

In diesen Phasen sind viele Menschen in besonderer Weise sensibel und "anfällig" für Störungen. Solche Störungen können vorübergehende Ängste und Sorgen oder eben auch Unsicherheit im Sinne von fehlendem Selbstvertrauen sein. Oftmals sind solche "Störungen" oder "Rückschritte" auffallend zu beobachten, wenn im Leben eine Veränderung ansteht. Vorboten für Veränderung und Weiterentwicklung sozusagen.

Möglicherweise auch wichtige "Vehikel" (eine Art Transportmittel) für den Übergang in einen neuen und unbekannten Teil oder Abschnitt im Leben. Also mit der Brille auf das Große und Ganze auch einen Sinn haben könnten *whistle* ?

Was meint ihr zu meinen (wahrscheinlich nicht wirklich neuen) Überlegungen?

Viele Grüße und einen schönes Wochenende euch allen,

*bye* bke-Lorenz


Zuletzt editiert am: 21.01.2023, 16:35 Uhr, von: bke-Lorenz


13.01.2023, 20:24 Uhr | bke-Stephan


Lieber Kollege bke-Andrej,

ich hatte eine Weile Urlaub und bin jetzt dazu kommen, Deinen tollen Beitrag zu lesen, wow. Und auch viele super Antworten von der Community. Daumen hoch

Das mit der Selbstbeherrschung und dem Selbstbewusstsein ist nicht so einfach. Oder? Und was mich nochmal nachdenklich gemacht hat: Nicht alle Aspekte von Selbstbewusstsein sind positiv. Wie mit allem lässt es sich auch hier übertreiben.

Dennoch wünschen sich sicher die meisten Menschen, eine große Portion davon zu haben. Das Gute ist: Es gibt Lebensbereiche, wo Menschen nicht so sicher sind. Und andere, die ganz easy sind und leicht fallen, dann ist das Selbstbewusstsein ganz einfach da. Fast ohne Anstrengung. Es ist also möglich, gleichzeitig selbstbewusst und unsicher zu sein, je nach Situation. Wichtig dabei finde ich, das zu erkennen und sich selbst dafür zu würdigen. Auch das ist selbstwirksam.

So, genug für heute filosofiert,

will noch jemand filosodingsen?

Viele Grüße,

bke-Stephan


Zuletzt editiert am: 13.01.2023, 21:29 Uhr, von: bke-Stephan


03.01.2023, 21:38 Uhr | Jojo03


Was mir zu diesem Thema gerade einfällt ist, dass es wahrscheinlich an einem unterirdisch geringem Selbstwertgefühl liegen muss, wenn man ständig um Beachtung winselt und auf die eigene, natürlich vollständig exklusive Existenz hinweist, sich selbst immerzu in den Mittelpunkt drängelt und damit versucht andere so fertig zu machen und zu vertreiben, dass sie unnötigerweise Platz machen für das eigene, winzige Ego.


03.01.2023, 13:56 Uhr | bke-Hana


Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit, Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen ... all das sind Begriffe, deren Bedeutung nahe beieinanderliegen und mit denen ähnliches gemeint ist. Im alltäglichen Sprachgebrauch werden sie oftmals untereinander ausgetauscht, da wird dann von Selbstsicherheit oder Selbstbewusstsein gesprochen und eigentlich das gleiche gemeint.

Silbermond hat die verschiedenen Worte und deren Bedeutung in ihrem Beitrag sehr schön differenziert. Selbstbewusstsein, im eigentlichen und wörtlichen Sinne heißt ja, sich seiner selbst bewusst zu sein, also wer und wie ich bin.

Selbstsicherheit vom Wort her definiert meint, ich bin mir meiner (meines Wertes, meiner Fähigkeiten und Stärken) bewusst und sicher.

Dann gibt es auch das sogenannte Selbstwertgefühl. Unter einem stabilen und guten Selbstwertgefühl im eigentlichen Sinne des Wortes wird verstanden, sich wert zu fühlen bzw. wertzuschätzen, als wertvoll zu betrachten. Selbstvertrauen vom Wort her definiert ist das Vertrauen in sich selbst, sich etwas zuzutrauen, den eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.

Puh, beim Nachdenken werde ich schon ganz wuschig im Kopf, gar nicht so leicht, diese vielen eng aneinanderliegenden Selbst-Begriffe voneinander zu unterscheiden und die Bedeutungen zu erfassen. Wenn ich selbst von einem guten Selbstbewusstsein rede, meine ich damit übrigens Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl zusammen, auch wenn die eigentliche Bedeutung im Grunde etwas anderes meint.

Danke dir @Silbermond für diese tolle Frage:

Wieso haben genannte Menschen mit problematischen Eigenschaften wie wenig Respekt vor anderen usw. ein hohes Selbstbewusstsein? Sagen diese Eigenschaften nicht aus, dass man sich selbst eben nicht bewusst ist?


Aus meiner Sicht zeugt herablassendes, respektloses, arrogantes Verhalten nicht eben von einem guten Selbstwergefühl. Es scheint mir eher der Versuch zu sein, sich selber aufzuwerten/zu erhöhen, indem jemand anderes durch Respektlosigkeit klein gemacht wird. Menschen, die herablassend agieren mögen ja wirken, als würden sie vor Selbstbewusstsein strotzen, aber ob sie das tatsächlich sind, da hätte ich doch Fragezeichen. Aber wie mein Kollege bke-Andrej in seinem Ursprungsbeitrag schon sagte: Die Grenze zum Narzissmus ist fließend.

Ich wünsche euch allen weiterhin einen guten und anregend Austausch zu diesem Thema und bin gespannt auf eure Antworten zum Thema.

Bke-Hana


02.01.2023, 20:53 Uhr | -Silbermond-


Ich merke, beim Schreiben einer längeren Antwort auf deine Fragen, dass ich ein Verständnisproblem mit dem Wort "Selbstbewusstsein" habe und das verwirrt mich sehr.

Wieso ist "selbstbewusst sein" = sich positiv bewerten und nicht einfach, sich seiner selbst, seinen Stärken und Schwächen, bewusst sein? Wieso haben genannte Menschen mit problematischen Eigenschaften wie wenig Respekt vor anderen usw. ein hohes Selbstbewusstsein? Sagen diese Eigenschaften nicht aus, dass man sich selbst eben nicht bewusst ist? Wenn man sich fälschlich als "besser als andere" einstuft, ist das nicht eher Arroganz als Selbstbewusstsein? Also, sind diese Menschen wirklich selbstbewusst oder sind sie nicht eher unreflektiert, selbstgerecht, .... ?

Auch frage ich mich, wie sich ein selbstbewusster Mensch verhält? Oder ist das, was man als "selbstbewusstes Verhalten" beschreibt nicht eigentlich Selbstsicherheit, also die Summe aus Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen?

Diese Fragen stelle ich mir schon seit Tagen, nun endlich mal geschafft sie in dem ganzen verwirrten Wirrwarr in Worte zu fassen. *props*

.・✫・゜・。Ich schicke dir einen Engel, und sei er noch so klein, er möge immer bei dir sein.・。.・゜✭・


29.12.2022, 16:53 Uhr | bke-Andrej


Hey Socke,

Wow, das ist ja mal ein sehr ausführlicher Beitrag zum Thema. Danke dafür Daumen hoch .

Was kann ich Dir zurückmelden?


Ich mach jetzt keine „ah alles halb so wild“ Leier. Ich merke aber schon

einiges an Kraft in Dir. Da gibts Dinge, für die Du stehst -

Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft . Es gibt Dinge, die kein Problem für

Dich sind z.B. keine Sucht nach Smartphone- darum würden Dich einige

Leute beneiden.

Das Thema Selbstbeherrschung ist komplex, es ist tatsächlich nicht einfach zu vergleichen mit Selbstvertrauen.

Es meint auch nicht nur, äusseren Reizen zu widerstehen, sondern es umfasst auch, innere Gedanken zu sortieren. Ein klassisches Gedankenmuster in depressiven Menschen (aber nicht nur in denen) ist: mein Leben ist besch…, das war schon immer so und wird auch immer so sein.

Sehr destruktiv in der Tat.

Die Frage ist kurzum: was hilft mir, mich da nicht fortreißen zu lassen, was hilft mir, zu überleben?

Diese Gedanken sind nicht zu löschen - wie kann ich aber mit Ihnen umgehen.

LG

Andrej


29.12.2022, 16:04 Uhr | Socke2005


Hey,

mhm irgendwie sehr ähnlich gefühlt mit dem Selbstwirksamkeit Thread oder hab da nur ch irgendwie das Gefühl?

Na ja wie auch immer, ich versuch mal auf deine Fragen zu antworten.

Zu erst wo wir uns in 3-5 Jahren sehen. Ehrlich keine Ahnung. Oft genug denke ich, dass es ich dann nicht mal mehr geben wird. Von daher gibt es da keine sinnvolle Antwort oder so. Kein Plan. Ich weis ja meist nicht mal was morgen sein wird oder sein soll.... Und finde faszinierend wenn Menschen so weit in die Zukunft planen können.

Nun denn, was sind eure Erfahrungen dazu, welche Haltung, Meinung habe ihr zu dem Thema?


Ja wie oben schon gesagt, gefühlt sehr ähnlich mit dem selbstwirsamkeitsthema. Ansonsten glaube ich wieder irgendwie sehr klar machend, das ich voll "kaputt" bin und irgendwie halt wie immer auch falsch.

Bist Du eine selbstbewusste Person? Warum bzw. warum nicht? Wer oder was könnte die Ursache sein – andere, du selbst?


Ich denke nicht, nein. Zumindest fühle ich mich nicht so. Gibt nur wenige Ausnahmen glaube ich. Ursache: na ja ich habe gelernt, dass ich halt nichts wert bin, kein Recht habe, nichts wünschen oder sein darf und an sich immer Schuld bin. Das man mich nicht mag und ich anders und komisch bin. Ich glaube dadurch irgendwie. Das einzige wo ich glaube ich Selbstbewusst bin, wenn ich andere verteidige. Wenn ich das Gefühl habe, das jemand anderes ungerecht behandelt wird, verletzt oder angegriffen wird. Da kann ich das irgendwie (oft), Partei zu ergreifen, zu verteidigen oder die Strafe/Gewalt/what ever auf mich zu nehmen und abzubekommen. Ich denke zumindest das dies Selbstbewusstsein ist irgendwie. Oder einfach nur ein kranker Helferkomplex, wer weis das so genau. mhm

Was hilft Dir, um mehr Selbstbewusstsein zu erlangen?


Gute Frage, keine Ahnung? Vermutlich lernen irgendwie, dass alles was ich all die Jahre gelernt habe, nur teilweise oder gar nicht vlt stimmt. Das ich eben doch ein Wert habe, ein Recht, etc... Aber ich weis es nicht, weil ich meintest halt sicher bin, dass ich weder Wert noch sonst was habe.

Hast Du eine gute Selbstbeherrschung? Welche Macht haben volle Plätzchenteller, das neue Smartphone und das neue Nintendo Game unterm Weihnachtsbaum über Dich?


Ich bin mir irgendwie nicht wirklich sicher, wieso Selbstwert und Selbstbeherrschung zusammen der miteinander verglichen werden. Weil Gefühl sind das völlig verschiedene Schuhe. Für mich zumindest irgendwie.

Ich habe null Problem mit Plätzchenteller, gehypte Technik, Spiele, Filme, Smartphone etc... Mir ist das meiste davon völlig egal und ich komme sehr gut ohne klar. Sowas zog mich noch nie an. Ja es macht Spaß mal zu spielen, aber wenn nicht dann nicht. Und ich brauch sowas auch nicht. Das einzige ist das Smartphone. Wobei ich auch da ein "altes" Model habe und es seit Wochen nicht selbst habe, sondern bei den Betreuern liegt. Und ich damit gut klar komme, dass es so ist. Auch weil ich weis, wieso die das haben.

Was findest Du wichtiger: Selbstbewusstsein oder Selbstbeherrschung?


Wie gesagt ich sehe irgendwie den Vergleich nicht und finde es daher schwer zu sagen ich find a oder b wichtiger. Ich finde beides sehr wichtig. Habe aber leider wohl nur eins davon, eben die Selbstbeherrschung. mhm

In welchen Situationen und mit welchen Personen um Dich herum wird’s schwierig mit der Selbstbeherrschung?


Glaube die einzigen Situationen sind, wenn meine Mum plötzlich irgendwo auftauchen würde (dann würde ich unbedingt zu ihr wollen, egal was im Weg ist) und wenn es um Tiere geht vor allem Hunde, die erlaubt sind gestreichelt zu werden

Kannst Du Langeweile aushalten?


Ja. Auch allein sein, die meiste Zeit absolut ohne Probleme. Schlimmer viel schlimmer ist es mit anderen zusammen sein zu müssen. Da geht auch die Selbstbeherrschung, das auszuhalten flöten meist, fällt mir grad ein. Wobei ich nicht weis ob das was mit Selbstbeherrschung zu tun hat. Ist halt Panik und wenn sie zu stark wird flüchte ich.

Ja so irgendwie.

Lg Socke

"Und da ich auf dieser Erde, keinen Weg finde,

so gehe ich einfach fort, in eine andere Welt."


29.12.2022, 08:44 Uhr | bke-Claudia


Guten Morgen, was für ein interessantes Thema,

bei der Entwicklung von Selbstbewusstsein und auch Selbstwirksamkeit fielen mir spontan so die kleinen Kinder ein, in der Autonomiephase. Die alles ausprobieren wollen, auch wenn es manchmal eben wirklich noch nicht geht oder es gefährlich ist.

Sie wachsen an dem, was sie schaffen, der Turm, der nach 20 Einstürzen endlich doch stehen bleibt, auch ohne Hilfe, die Gurke, die man schälen kann, ohne sich zu verletzen.....

Das ist eine wichtige Phase, um ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen, ein großes Maß an Freiraum bekommen, aber auch Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren.

Erkennen, was ich kann, was ich gut kann, aber auch erkennen, was mir schwer fällt, wo ich vielleicht Hilfe benötige, das sind wichtige Schritte zu einem gesunden Selbstbewusstsein.

bke-Claudia

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